Schacht T
Sctiadztlt
Istihle
Schnitt durch ein Steinkohlenbergwerk.
Zur Steinkohlenzeit erfüllte Mittel- und Westeuropa ein Gebirgsland, das von den Koblengebieten Lberschlesiens
bis zum französischen Zentralplateau und von Lsnabrück bis zur Riviera reichte. In dem feuchtwarmen Tropen-
klima seiner Einsenkungen entwickelte sich eine außerordentlich üppige Pflanzenwelt meist blütenloser Arten. Riesige
Schachtelhalme, Baumfarne, Schuppenbäume und Siegelbäume bildeten ausgedehnte Sumpfwälder. Durch lang-
same Bodensenkungen scheinen diese Wälder untergetaucht und mit neuen Meeresablagerungen überschüttet worden
zu sein. Daher lagern zwischen den kohlenführenden Schichten überall Ton- oder Sandsteinschichten, die flözleer sind.
Zahl und Mächtigkeit der Flöze wechseln ungemein stark. Im Ruhrkohlengebiet z. B. zählt man !>« abbauwürdige
Flöze mit 96 m Kohlen. Hebungen und Senkungen des Bodens haben die ursprünglich wagrecht liegenden Kohlen-
flöze in der mannigfachen Weise verschoben.
Schachtförderanlagen
Deutscher Bergbau. Steinkohlenbergwerk Reden bei Saarbrücken.
Im Saar- und Ruhrta!, bei 'Aachen und in Lberschlesien schaut man häufig die großen Schachtanlagen zur Förderung
der Kohle, womit in Teutschland mehr als 600 000 Arbeiter beschäftigt sind. Das Deutsche Reich steht unter den
Kohlenländern der Welt mit seiner Produktion an dritter Stelle. Der deutsche Bergbau gewährt als Ernährer eines
großen Teils unserer Bevölkerung, als wichtigste Grundlage unserer Industrie und als eine Hauptquelle unseres
Nationalvermögens ein glänzendes Bilv, wenn auch mitunter schwere Schicksalsschläge die Bevölkerung der Berg-
baugebiete treffen.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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sa^brik in Essen. (Zu Abschnitt V.) Nach einer Originalaufnahme der Sl.-O. Krupp, Essen.
Ihre Haupterzeugnisse, Gußstahlkanonen, Geschosse und Panzerplatten, gelten als unübertroffen. Großartig sind
die Wohlfahrtseinricktungen der Fabrik, die Fürsorge für Wohnung, Ernährung und Fortbildung der Arbeiter,
für Kranke und Genesende. „Der Zweck der Arbeit," sagte Alfred Krupp, „soll das Gemeinwohl sein; dann bringt
Arbeit Segen, dann ist Arbeit Gebet."
Nach einer Photographie von Wilhelm Fülle, Barmen.
Schwebebahn in Elberfeld-Barmen. (Zu Abschnitt Vii.)
Der ungemein rege Berkehr im industriereichen Wuvpertal ist über die natürlichen Schranken des Gebiets hinaus-
gewachsen, und der erfindungsreiche Geist der deutschen Technik hat zu seiner Bewältigung die Schwebebahn in
Elberfeld-Barmen geschaffen. Die Wagen dieser 13vz km langen Bahn hängen an einer Schiene, die an einem
eisernen Drahtgerüst befestigt ist, und gleiten auf dieser, von elektrischer Kraft getrieben, dahin. Das Schwebegleis
wurde teilweise über der Wupper angelegt, um den Straßenverkehr in dem engen Tal nicht noch mehr zu
belasten. Hier sausen die Wagen unbehindert dahin und erreichen eine Geschwindigkeit bis zu 40 km. Die Halte-
stellen befinden sich meist bei den Wupperbrücken.
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TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Krupp Alfred_Krupp Wilhelm_Fülle Wilhelm
Deutsche Industrie. Kruppsche Gußstahl
Die Kruppsche Gußstahlfabrik ist die größte der Welt. Sie beschäftigt in den Essener Werken allein über 35 000 Arbeiter,
im Gruson-Werk bei Magdeburg-Bukau, in der Germania-Werst in Kiel, in ihren Kohlenbergwerken und Eisenhütten
über 30 000, im ganzen mehr als 70 000 Arbeiter. Die Essener Fabrik bildet eine Stadt für sich mit mehreren hundert
Gebäuden und einem Schienengeleise von 130 km Länge, auf dem 50 Lokomotiven und 2400 Gsenbahnwagen rollen.
Nach einer Photonraphie von Wilhelm Fülle, Barmen.
Deutsche Industrie. Talsperre im Wuppertal bei Barmen. (Zu Abschnitt V.)
Seit alten Zeiten dienen die reichen Wasserkräfte des Rheinischen Schiefergebirges dem Gewerbe, in keinem Tal
aber in höherem Maße als im Wuppertal. Die zahlreichen und bedeutenden Fabrikstädte des Tals verdanken ihre
Entstehung dem Flusse. In neuerer Zeit hat man die Ausbeutung der „weißen Kohle", wie man die nutzbaren
Wasserkräfte jetzt vielfach nennt, durch große Talsperren noch gesteigert. Die Flüsse werden durch Querdamme zu
Seen aufgestaut, deren Abfluß in Werkkanäle geleitet wird. Eine der ansehnlichsten dieser Talsperren liegt bei Carmen
im Wuppertal.
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— 180 —
brauchen begangen wurde. Den größten Fremdenftrom führte jedoch die große Fronleichnamsprozession herbei, eine Schöpfung der Jesuiten. Hinter dem feierlichen Zuge erschienen, teils auf breiten, teppichbedeckten Wagen, teils auf Brettern oder auf den Schultern getragen, bildliche Darstellungen aus der Heiligen Schrift. Sie wurden von lebenden Personen dargestellt und dienten nur zur Befriedigung der Schaulust der Umstehenden. Da sah man den Propheten Jonas im Rachen des Walfisches, David mit der Schleuder und den Riesen Goliath, Josua und Kaleb mit der großen Weintraube u. a. m.
Das Stadtinnere: Die Stadt selbst machte äußerlich einen recht stattlichen Eindruck. Mit ihren zahllosen Türmen und Kirchen, überragt vom Dom und den beiden Stiftskirchen, bot sie dem Wanderer ein herrliches Bild, dem aber das Innere in keiner Weise entsprach. Durch die finsteren, gewundenen Tore gelangte man in die Stadt, falls es nicht Nacht ober am Sonntag zur Kirchzeit war. Zu biefen Stunben waren die Tore geschlossen und würden nur gegen eine Vergütung geöffnet. Am Tore be-sanb sich die Zoll- und die Akzisewache (Akzise = Verbrauchssteuer), bei der alle eingehenbe Hanbelsware versteuert werben mußte. Hatte man die Vorstabt burchschritten, so stanb man vor einem zweiten Mauerring; benn die älteste, von der Gera umflossene Befestigung war noch zum größten Teil vorhanben. Von ihren Toren stanben das alte Wasser-, Löber-, Johannes- und Augusttor (s. Nr. 21). Der mächtige Steinunterbau der Tore war mit bürstigen Holzhäuschen besetzt, die man an arme Leute vermietet hatte. Durch bxcfc Tore betrat man die eigentliche Stadt. Ihre Straßen waren verhältnismäßig breit. Aber das Gras wuchs zwischen den Steinen, ba der Verkehr fehlte. Pflaster und Reinlichkeit ließen viel zu wünschen übrig. Ersteres war so schlecht, daß sich an vielen Orten tiefe Löcher befanben, in benen Menschen und Vieh samt dem Fuhrwerk leicht verunglücken konnten. Durch die meisten der Straßen war fließenbes Wasser geleitet. Diese künstliche Bewässerung galt als eine besonbere Merkwürbigkeit Erfurts und biente, außer zur Bewässerung der Gärten, der Reinlichkeit der Stadt und der Gefunbheit der Luft; ferner würde es in den Brauereien gebraucht, biente zum Antrieb der vielen Mühlen und ganz befonbers zur Unterstützung der Rettungsanstalten beim Feuer. Eine Straßenbeleuchtung, wie sie die größeren deutschen Städte um 1800 bereits besaßen, fehlte noch. Wer abenbs ausgehen wollte, mußte sich eine Laterne mitnehmen. Auch Straßenschilber und Hausnummern waren nicht vorhanben. Jebes der 3154 Häuser hatte noch die aus dem Mittelalter stammenbe Benennung, unter der es allgemein bekannt war. Die Bautätigkeit war gering. Die vorhandenen prächtigen Bauten stammten aus älterer Zeit. Wohl aber zählte man in der Stadt über 400 wüste Brandstätten. Nicht weniger als 15 Kirchen standen teils unge-
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Extrahierte Personennamen: Jonas David David Josua
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über einen Berg hinweg. Wir bekamen wieder viele Wagen mit Eßwaren und Getränken in unsere Gewalt. Da kam die Nacht und machte dem Blutgeschäft ein Ende. Gern hätten wir die Franzosen weiter verfolgt, denn so eine Jagd macht Spaß. Wenn die Feinde erst weichen, dann geht's mit Freuden hinterher.
Dann bin ich noch auf dem Schlachtfelde gewesen und habe Verwundete mit in die Mühle getragen. Erst nachts 1 Uhr kamen wir ins Lager zu den Bayern und haben brüderlich zwischen ihnen aus der bloßen Erde geschlafen. Nach solcher Arbeit schmeckt der Schlaf auf einem Steine gut. Heute morgen find wir wieder in unsere Bataillone eingerückt.
Spaßhaft war's, wie unsere Leute die Wagen plünderten. Der eine nahm dies, der andere jenes. Ich habe mir ein Hemd und eine blecherne Feldflasche genommen. Seit 3 Wochen hatte ich mein Hemd auf dem Leibe. Von Schweiß und Regen sah es jämmerlich aus. Es war keine Wäsche mehr wert; ich warf es darum weg und nahm dafür das frische französische. Meine Feldflasche war zerschmettert worden; die französische aber war halb voll Bier, das mir vortrefflich schmeckte.
Nachschrift vom 2. September: Ich habe den Brief heute
wieder geöffnet, weil feine Feldpost abging. Nun will ich Dir noch einiges schreiben. Den 31. August blieben wir in unserer Stellung liegen und gingen nicht weiter vor. Unser Regiment fam, weil es gut gefochten hatte, zur Reserve und mußte eine Brücke über die Maas besetzen. Hier haben wir den ganzen 1. September dem grausamen Schießen zugehört.
Lieber Bruder! Bei Königgrätz war es schlimm, aber gegen fner fein Vergleich. Morgens 4 Uhr griffen die Bayern an und sümpften bis in die Nacht, weil die Franzosen wie die Mauern standen. Weichen aber mußten sie doch endlich, trotz ihrer Kugelspritzen, die viele Kugeln vergeblich verspritzt haben. Auch die Festung Sedan mußte sich ergeben. Noch etwas! Heute mittag rückten wir uns wieder zurecht. Ich holte mit andern Wasser zum Kochen im Biwak aus einem Dorfe, das von Bayern belegt war. Da kam die Kunde, Napoleon hätte unserm König seinen Degen übergeben. Ein Jubel in allen Lagern! Es ist nicht zu beschreiben. Fünfzig Generale und die ganze Armee haben die Waffen niedergelegt. Gott fei Dank! Nun geht's wohl nach Paris. Freuen sollte mich's mein ganzes Leben, wenn ich Paris auch inwendig zu sehen bekäme; Wien habe ich bloß aus der Ferne von außen gesehen. . . .
91. Sedan.
1. September 1870.
Vormarsch der 71er: Es mochte etwa kurz vor 6 Uhr
morgens sein — schon seit einigen Stunden schallte aus der
16*
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— 245 —
Noch tobte in und um Balan der Kampf weiter, da hörten wir aus den vordersten Reihen den Ruf: „Dort! Seht hin! Auf dem Festungstore die weiße Fahne!" Es war so, das Zeichen der Uebergabe flatterte über Sedan.
(Nach der Reg.-Gesch. d. 71. Inf.-Reg.)
92. Die Uebergabe von Sedan.
Hauptmann Bergmann, der Führer des 1. Bataillons vom 71. Jnf.-Reg., fah die weiße Fahne, das Zeichen der Uebergcibe, auf dem Festungstore von Sedan flattern. Er beschloß, sofort vorzugehen und den Grund festzustellen. Ihm schloß sich der Hauptmann Koeberling vom 7. bayerischen Infanterie - Regiment an. Sie befestigten Taschentücher an ihre Säbel und gingen, unter Vorantritt eines bayerischen Hornisten, mit mehreren Begleitern auf die Festung zu. Kaum hatten sie einige Schritte getan, da legte der Bayer seinen Arm um den Preußen, küßte ihn und sprach: „Da habeu's eins, dergleichen passiert einem im Leben
nur einmal."
Nach wenigen Schritten erreichten beide das Tor der Festung. Die Zugbrücke war heruntergelassen und das Tor durch eine eiserne Gittertür geschlossen. Palisaden faßten diesseits den Graben ein. Auf der Brustwehr des stark mit Infanterie besetzten Walles stand ein Artillerie-Kapitän, der eine lange, schwarze Stange mit einem weißen Tischtuch in der Hand hielt. Er wehte mit dieser Fahne und schlug zugleich die Gewehre der Soldaten nieder, die Miene machten, auf die Ankommenden zu schießen. Rechts und links neben ihm standen Trompeter und bliesen aus Leibeskräften. — Hauptmann Bergmann forderte die Besatzung auf, sich zu ergeben. Dies wurde aber verweigert. Nun bat der französische Unterhändler, das Schießen einstellen zu lassen. Hanplmann Bergmann erwiderte, die Besatzung möge die Waffen niederlegen. Der Kapitän ließ sofort mehrmals „Stopfen" blasen, worauf alle die Gewehre auf die Wälle legten.
Hauptmann Bergmann ließ nun unsere Abteilungen, die inzwischen bis dicht an den Graben herangerückt waren, auch die Gewehre zusammensetzen. Auf sein Verlangen erschien dann der Kapitän vor dem Tor und verhandelte mit Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt, der unterdessen eingetroffen war. Der Unterhändler erklärte, daß auf Befehl des Kaisers Napoleon das Feuer eingestellt werden sollte, und erbat ein gleiches von dem Fürsten seitens der preußischen Truppen. Aus die Frage des letzteren, ob der Kaiser, in dessen Namen er das Feuern einstellen lasse, in der Festung sei, gab er verlegen lächelnd die Antwort: „Je ne sais! Je ne sais!“ Der Fürst fragte ihn dann
weiter, ob die Festung kapitulieren wolle; doch der Unterhändler
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Extrahierte Personennamen: Bergmann Bergmann Hanplmann_Bergmann Bergmann Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Sedan Inf.-Reg Sedan Jnf.-Reg Sedan
einzigartigen Basars rechts wenden, der Michaelisstraße zu. Hier stehen die weiten Hallen des städtischen Kaufhauses, der Wage (Wagegasse). In den sestgemieteten Kammern soll diesmal nur ein Teil des Frachtgutes gelagert werden; der würdige Wagemeister empfängt uns am Tore und weist seine Knechte an, die betreffenden Wagen abzuladen. Je nach feiner Art kommt das Gut aus eine besondere Wage. Auf alles aber, was verfrachtet wurde: Mansselder Kupfer, Braunschweiger Wolle, Zinn, Salpeter, Rosinen, Feigen, Datteln, Mandeln und ähnliche teure „Pfennigware" wird das „Ungeld", die Verkaufssteuer, gelegt zum besten des Stadtsäüels. Die Ladung der übrigen Karren brauchen wir nur anzusagen und danach zu verzollen, weil wir häufige Gäste in Erfurt und dem Wagemeister als gewissenhafte Handelsleute, die kein „verschwiegen Gut" führen, bekannt sind.
Im Gasthaus: Endlich ist uns der Weg zur Herberge ver-
gönnt; wir kehren im Gasthaus „Zum Propheten"1) ein. Die Knechte führen die müden Gäule in die Ställe, die trotz ihrer Geräumigkeit schon halb gefüllt sind. Mit uns ist nämlich noch ein langer Zug Salzkarren aus dem berühmten Frankenhäuser Salzwerk eingetroffen. Trefflich schmeckt uns die krästige Abendkost: derbes Erfurter Brot, Speck und wohlschmeckender „Bolz", ein Gemüsebrei. Dazu bringt der Wirt eine Setzkandel nach der anderen voll dunkler Erfurter „Schlunze". Wir lassen uns das prächtige Braunbier munden, während die Stube sich immer mehr füllt. Wohl jeder blaukittelige Fuhrmann hat ein Abenteuer zum besten zu geben, und genug weitgereiste Gesellen sind darunter.
Da morgen Markttag ist, tauchen auch schon einzelne Waldleute auf, die ihre Waren: Kohlen, Holzgerät aller Art, Kienruß, auch Flachs und bergt, hereinbrachten.
Da bei Tagesanbruch weiter gezogen werben foll, und vorher noch die leeren Karren gefüllt werben müssen, so legen wir uns balb zur Ruhe. Beim ersten Frühlicht bezahlen wir die Zeche; bantt eilen die Knechte, die Kübel mit Waibballen, Erfurts vornehmster Hanbelsware, auf die Karren zu laben.
Weiterfahrt: Geleitsgelb im sächsischen Geleitshof, die Steuer zur Jnstanbhaltung der Straße und gleichzeitig Schutzgelb, haben wir als Nürnberger nur zur Hälfte zu bezahlen. Gewissenhaft schreibt der Beamte unsere Namen und Ware in sein schweres, in berbem Leberbanb hastenbes Geleitsregister. Der Waibzolt ist schon vorher entrichtet, und fertig geschirrt stehen die Pferbe und Wagen; so fetzt sich beun der stattliche Zug wieber in Bewegung. Rasch geht's über den freien Platz „vor den Graben" am Fuße der Domhöhe, wo der Mittwochmarkt schon in vollem Gange ist. Das Brühler Tor bürsen wir nach Vorweisung der Geleitszettel passieren. Draußen auf der hohen Lanbstraße fehlt es nicht an
*) Zum Propheten — Thüringer Hof.
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maßgebenden Stellen Berlins. Aus Dankbarkeit hat ihm darum die Stadt im Steigerwald ein Denkmal errichtet und einem Promenadenwege seinen Namen gegeben.
Der Bahnbau: Am 6. Juni 1846 wurde der erste Teil der Strecke von Halle nach Weißenfels in Gegenwart des Königs und des Prinzen Karl eröffnet. Das schönste Wetter begünstigte den Tag, und der König war über den Verlauf der Eröffnungsfeierlichkeiten sehr befriedigt. Auch genehmigte er, der Lokomotive, die den Festzug gefahren hatte, den Namen „6. Juni 1846" zu geben. Nun wurde emsig weiter gebaut. Schon am 19. Dezember 1846 konnte die Bahnstrecke von Weißenfels nach Weimar eröffnet werden. Um diese Zeit wurde noch am Erfurter Teil fleißig gebaut. Eine Zeitungsnotiz meldet davon:
„Die Arbeiten an der Thüringischen Eisenbahn schreiten auch bei uns in Erfurt rasch vorwärts. Aus unserem Bahnhöfe sind ?chon viele Gebäude unter Dach und Fach, einige zu Werkstätten bestimmte bereits bezogen. Auch wird an vielen anderen eifrig gearbeitet. Die über den Wallgraben führenden Brücken und die gewöhnlichen Durchgänge unter den Wällen und dem Schmidt-stedtertor gehen ebenfalls ihrer Vollendung entgegen, so daß bald der größte Teil der Arbeiten von hier bis Weimar beendet sein wird. Aber auch an der anderen Seite der Stadt, nach Gotha zu, werden die Arbeiten mit der größten Emsigkeit betrieben. An der Gerabrücke bei Hochheim, einem der schönsten Bauwerke, wurde am 15. November der Schlußstein eingefügt, was Anlaß zu einer Festlichkeit gab. Die an der Brücke beschäftigten Arbeiter versammelten sich im Gasthof „König von Preußen". Von hier aus zogen sie unter Vortritt eines Musikkorps, von Marschällen geführt und mit Blumen und Kränzen geschmückt, durch die Hauptstraßen der Stadt nach der Baustelle bei Hochheim, woselbst sie in der Nähe des Gewölbes, bei welchem der Schlußstein eingesetzt werden sollte, Aufstellung nahmen. Die Mitglieder der Eisenbahndirektion, der leitende Ingenieur, sowie eine unzählige Menge Zuschauer aus Stadt und Umgegend hatten sich inzwischen zur Feier eingestellt. Herr Ingenieur Reißert dankte in kurzer Ansprache dem Arbeitspersonal für den bewiesenen rastlosen, emsigen Fleiß und schloß mit dem Bemerken, daß in wenigen Monaten die feurigen Rosse über die soeben vollendete Brücke sausen würden, um uns mit den Nachbarstädten in freundliche Verbindung zu setzen. Nach Einfügung des Schlußsteines bestieg Herr Maurermeister Sahleuder jun. diese Stelle, um nach Sitte und Brauch den Ehrentrunk zu tun auf das Wohl der Eisenbahndirektion und auf das Gedeihen des großen Werkes zum Nutzen des Vaterlandes und der Unternehmer."
Eröffnung der Strecke Erfurt-Weimar: Am 31. März 1847 wurde die Strecke von Weimar nach Erfurt eröffnet, um sie am 1. April dem Publikum zur Benutzung zu übergeben. Vor-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Reißert Sahleuder
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Versuch der Verteidigung wurde nur in der Auguststraße unternommen. Hier stellten sich die Volksmänner hinter der Barrikade auf und setzten den Kampf fort. Da wurden zwei Geschütze vor der Straßenmündung am Anger aufgefahren; diese gaben eine starke Ladung ab. Eine Kanonenkugel flog durch die Barrikade, streifte das im Bau begriffene Bahnhofshotel (Hotel Silber), riß ein Stück aus einem Balken und fuhr jenseits der Bahngleise in den Festungswall. Sofort entfernten sich die Barrikadenkämpfer; nur der Fahnenträger blieb stehen, bis ihm eine Kugel die Brust zerschmetterte. Daraus wurde die Barrikade von den Truppen weggeräumt. Der Kampf beschränkte sich nun nur noch auf die Einnahme der Häuser, aus denen auf das Militär geschossen worden war. Viele, die sich in sie zurückgezogen hatten, sind durch Hinterhäuser und Gärten entkommen; aber es ist dennoch gelungen, gegen 260 Aufrührer gefangen zu nehmen und nach dem Petersberg zu bringen. Gefallen sind im Kampfe auf Seiten des Militärs 7 Mann und zwar 2 Musketiere, 1 Pionier und 4 Kürassiere, auf Seiten der Aufständischen gegen 20. Sie wurden in aller Stille der Erde übergeben. Die Beerdigung der gefallenen Krieger fand am 27. Nov. vom Lazarett aus statt (Hügelgasse, Gelände der Kunstschule). Hinter den 7 reichgeschmückten Särgen ritt der hier wohnende Feldmarschall v. Müffling (gest. 1851, Grabmal auf dem Brühlerfriedhof), dann folgten das Offizierkorps, die sämtlichen Behörden und eine zahllose Menge von Bürgern. Nach einer ernsten, liefergreifenden Rede des Militärpfarrers erfolgte unter den üblichen militärischen Ehren die Einsenkung in ein weites Grab ans dem Jobannessriedhos. Ueber ihm wurde ein Denkmal errichtet, dessen Grundsteinlegung ein Jahr später am Gedenktage stattfand. (Nach Prof. Dr. Brünnerl.)
84. Das Erfurter Unionsparlamenf.
Im Frühling 1849 (26. Mai) schloß König Friedrich Wilhelm Iv. mit den Königen von Sachsen und Hannover das sogenannte Dreikönigsbündnis, um ohne Oesterreich einen engeren deutschen Bundesstaat zu bilden. Tatsächlich schlossen sich nach ergangener Aufforderung diesem Bündnis auch die Mehrzahl der kleineren deutschen Staaten an. Als aber dann in Oesterreich der Volksansstand unterdrückt worden war, griff dieses wieder mit Nachdruck in die deutschen Angelegenheiten ein. Im Verein mit Bayern und Württemberg, die dem Dreikönigsbündnis nicht beigetreten waren, suchte es — nicht ohne Erfolg —, die Höfe von Dresden und Hannover dem Bunde abspenstig zu machen. Trotzdem aber hielt Preußen fest an seinen Bestrebungen zur Gründung einer deutschen Vereinigung (Union) und berief 1850 das erste Unionsparlament nach Erfurt, um eine neue Reichsverfassung beraten zu lassen.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
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den sei. Hierauf nahm er im Festsaal das Frühstück ein, das ihm von der Stadt gereicht wurde. Während der Tafel brachte der Oberbürgermeister das Kaiserhoch ans und gab in seiner Rede dem Gefühl des Dankes Ausdruck für die Auszeichnung, die der Stadt durch den Befnch des Kaisers widerfahren.
Als Nachfeier fanden am Nachmittage Schulfeierlichkeiten statt.
c) Kaiser Wilhelm Ii. in Erfurt.
Am Sonntag, den 13. September 1891, abends 9% Uhr traf der Kaiser mit seiner Gemahlin in Ersnrt ein, um der Parade bei Gamstedt beizuwohnen. Glockengeläute verkündete seine Ankunft, und ein tausendstimmiger Jubel brach bei seiner Abfahrt vom Bahnhof los. Er rollte donnernd über den Platz und pflanzte sich durch die dichtgedrängten Menschenmauern der Bahnhofstraße fort bis Hin zum Anger, wo die städtischen Behörden Aufstellung genommen hatten. Geleitet von den Seydlitzkürafsieren, fuhr das Herrscherpaar durch die Bahnhosstraße und über den Anger nach dem Regierungsgebäude.
Am andern Morgen hatten die Schulkinder Erfurts in den Straßen, welche der kaiserliche Wagenzug auf der Fahrt nach dem Paradefelde berühren mußte, Aufstellung genommen, um dem Kaiser ihre Huldigung darzubringen. Punkt 9 Uhr morgens verließ das Kaiserpaar die Regierung und fuhr durch die Regierungsstraße, Wilhelmstraße, den Dalbergsweg, die Friedrich- und Gothaerstraße an der Cyriaksstraße vorüber nach Gamstedt, wo die Soldaten der Provinz Sachsen ihren Kriegsherrn erwarteten. Auf dem Wege dahin jubelten ihm auch die Kriegervereine zu, welche auf der Höhe der Cyriaksburg in Reih und Glied standen. Nach Schluß der Parade um 1 Uhr trafen der Kaiser und die Kaiserin wieder im Regierungsgebäude ein. Gegen 6 Uhr begaben sie sich in das Rathaus, wo im großen Fesifaale ein Abendessen angerichtet worden war, welches bis 8 Uhr dauerte.
Mittlerweile hatte die Erleuchtung der Stadt ihren Ansang genommen. Die Straßen schienen in ein Lichtermeer getaucht. Unter ihnen ragte der Anger ganz besonders hervor. Vom lichtumflossenen, elektrisch beleuchteten Standbild der „Ersordia" in dsc Nähe des Postgebäudes zogen sich Fahnenmaste, welche an ihrem unteren Drittel je einen Kranz kleiner Glaslampen trugen, den Straßendamm entlang bis zum ebenfalls elektrisch erhellten, sprudelnden Brunnen am entgegengesetzten Straßenende. Auch der Fischmarkt stand nicht zurück mit seinem im Glanze von Tausenden von Gasfiämmchen und Gassternen erstrahlenden Rathause. Das Kaiserpaar und sein Gefolge war überrascht von der Großartigkeit des Gebotenen, wie es ihnen auf der Rundfahrt durch Regierungsftraße, Klostergang, Neuwerkstraße, Anger, Johannesstraße, Augustiner-, Allerheiligen- und Marktstraße entgegentrat.
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